Die zuvor ausführlich beschriebene Unterrichtsstunde zum Thema „Variablen mit Scratch“ wurde im Seminar Informatische Bildung in der Primarstufe am 25.11.2019 vorgestellt und durchgeführt. Die anschließende Feedback-Runde ermöglicht eine umfassende Reflexion der Stunde.
Grundsätzlich wurde die Unterrichtsstunde sowohl von den Studierenden im Seminar als auch von den Seminarleiterinnen sehr positiv aufgenommen. Dabei wurden folgende Aspekte positiv hervorgehoben:
- Der Einstieg in die Stunde ist sehr ansprechend und anregend gestaltet. Die Geschichte, die zu Beginn vorgelesen wird, weckt das Interesse der SuS und motiviert diese zur Mitarbeit im weiteren Stundenverlauf.
- Die gesamte thematische Einbettung zum Thema „Aschenputtel“ ist kindgerecht und wirkt sich ebenfalls motivierend auf den Unterrichtsverlauf aus. Es ist anzunehmen, dass die meisten Kinder mit dem Märchen vertraut sind. Für den dennoch nicht auszuschließenden Fall, dass es SuS gibt, denen eben jenes Märchen noch unbekannt ist, dient der Einstieg durch die Briefbotschaft. Sie beinhaltet alle relevanten Informationen zu Aschenputtels Geschichte. Darüber hinaus trifft die „Neuauflage“ des alten, bekannten Märchens, welches in der Unterrichtsstunde aus einer völlig neuen Perspektive beleuchtete wird, in der Feedback- Runde auf viel Zuspruch.
- Das Thema „Variable“ stellt für Kinder in der Primarstufe i. d. R. eine größere kognitive Herausforderung dar, da es –im Vergleich zu den anderen algorithmischen Bausteinen der Informatik- schwieriger zu verstehen ist. Dennoch wird das Thema in der Unterrichtsstunde sanft und spielerisch eingeführt, sodass der hohe Schwierigkeitsgrad in den Hintergrund rückt. Die aufeinander aufbauenden Phasen der Stunde, die den Schwierigkeitsgrad Schritt für Schritt steigern, tragen ebenfalls positiv dazu bei.
- Die Live-Programmierung in der ersten Erarbeitung der Unterrichtsstunde sorgt dafür, dass die SuS zu Beginn alle eine gleiche Ausgangsbasis haben. Das Verständnis über die Funktionsweise des Programms wird somit sichergestellt, bevor die SuS an diesem eigenständig weiterarbeiten können.
- Die Schokolinsen ermöglichen es den SuS, ihr selbst erstelltes Programm anzuwenden und stehen in Bezug zur thematischen Einbettung. Die Süßigkeit wirkt sich selbstverständlich für die Kinder sehr motivierend aus, sodass die Motivation für die zweite Erarbeitung der Unterrichtsstunde ausreichend hoch ist.
- Die zweite Arbeitsphase bietet durch die Gruppenarbeit eine neue Sozialform. Wechselnde Sozialformen in einer Unterrichtsstunde sind besonders wichtig, um den SuS eine abwechslungsreiche Unterrichtsstunde zu bieten. Durch die offene Aufgabe in dieser Phase entstehen verschiedene Programme, welche die SuS individuell gestalten können. Die Kreativität der Kinder wird an dieser Stelle gefordert und gefördert. Die Studierenden im Seminar empfanden sowohl die anschließende Vorstellung der Programme als auch die Anwendung in einer Geschichte als sehr gewinnbringend, da die Lehrperson so die notwendige Wertschätzung den Programmen der Kinder entgegen bringen kann.
- Die Geschichte, die zum Ende der Unterrichtsstunde vorgetragen wird, rundet diese im Gesamten sehr gut ab. Dieser Aspekt der Unterrichtsstunde ist besonders wichtig, da hier die Funktion und auch der Sinn der Variablen (Zahlen bzw. Informationen merken/speichern/zu einem späteren Zeitpunkt erneut abrufen, aufbauend zählen, …) erst wirklich deutlich wird.
Die oben beschriebenen positiven Aspekte haben die Unterrichtsstunde bereichert und zum Erfolg verholfen. Dennoch wurden ebenso wenige negative Gesichtspunkte erwähnt. Die Unterrichtsstunde kann demnach hinsichtlich folgender Punkte verbessert werden:
- Wie anfänglich erwähnt, ist der Begriff „Variable“ für SuS im Grundschulalter sehr schwer zu verstehen und aus Sicht der Lehrperson dementsprechend ebenso herausfordernd in seiner Erklärung. Zu Beginn der Unterrichtsstunde wird daher versucht, den komplexen Begriff vereinfacht zu beschreiben. Diese Beschreibung wurde in der durchgeführten Unterrichtsstunde als verbesserungswürdig empfunden. Der durchaus berechtigte Kritikpunkt an der Stunde wird durch das Ausprobieren im Programm Scratch und insbesondere durch die anschließende Programmanwendung in der Abschlussgeschichte allerdings wieder weitgehend aufgehoben, da hier, wie schon zuvor beschrieben, der Wert einer Variablen durch das eigene Tun erkannt wird.
- Zudem ist bei der Durchführung der Unterrichtsstunde aufgefallen, dass die geplanten Zeiten für die einzelnen Arbeitsphasen nicht planmäßig eingehalten werden konnten. An dem zeitlichen Rahmen von eineinhalb Stunden für die gesamte Unterrichtseinheit ist weiterhin nichts auszusetzten, aber insbesondere in der zweiten Erarbeitung und zweiten Arbeitsphase muss die vorgesehene Zeit angepasst werden, da die Programmierung in der Gruppenarbeit wider Erwarten deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Dies gleicht sich durch die anschließende Reflexion aber erneut aus, weil diese entsprechend weniger Zeit in der Durchführung benötigt.
Als Fazit kann festgehalten werden, dass die Unterrichtsstunde zum Thema „Variablen mit Scratch“ bis auf wenige Änderungen in der Primarstufe durchgeführt werden kann. Die Unterrichtsstunde bietet viel Abwechslung, wirkt motivierend und lässt in keinem Fall Langeweile bei den SuS aufkommen. Am Ende der Stunde werden die Kinder den Sinn einer Programmierung mit Variablen nachvollziehen können und in der Lage sein, eigenständig Programme dazu zu entwickeln.