Bei den Termini Heterogenität in Schulklassen handelt es sich um ein Phänomen, welchem nicht erst in jüngster Zeit eine immer größer werdende Rolle zu Teil kommt. Wie in allen anderen Unterrichtsfächern auch, unterscheiden sich in der informatischen Bildung die einzelnen Lernvoraussetzungen und -gegebenheiten von Kind zu Kind. So kann und darf nicht von einer Schulklasse ausgegangen werden, die ausschließlich SuS desselben Leistungsniveaus zählt. Um allen jungen Heranwachsenden jedoch gleichermaßen gerecht zu werden, ist es als Lehrperson daher besonders wichtig, auf mögliche Schwierigkeiten und Anforderungshürden im Unterrichtsverlauf bestgehend vorbereitet zu sein. Auch das oben beschriebene Unterrichtskonzept ist mit solch denkbaren herausfordernden Unterrichtsphasen versehen. Nicht zuletzt auch, weil es sich bei dem algorithmischen Grundbaustein Variable um einen anspruchsvollen Grundbaustein handelt. Sogenannte Differenzierungen innerhalb einer Artikulationsphase sollen diesen Angelpunkten entgegenwirken. Die folgenden Erläuterungen beziehen sich daher auf Differenzierungsmöglichkeiten innerhalb der zuvor erörterten Unterrichtseinheit.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Schwierigkeitsgrad im Unterrichtsverlauf von Phase zu Phase kontinuierlich zunimmt. Während am Anfang die Methode der überwiegend angeleiteten Live-Programmierung verwendet wird, dürfen die Kinder nach und nach immer selbstständiger an ihren Laptops arbeiten und sind gegen Stundenende hin, in der Phase ihrer eigenen Programm-Entwicklung, völlig frei in der gesamten Gestaltung und Umsetzung. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass alle SuS gleichermaßen angesprochen werden und eine reale Chance haben, um den stofflichen Anforderungen gerecht zu werden. Selbstverständlich reicht dieser Anstieg der Leistungsanforderungen jedoch noch nicht aus, um von Differenzierung zu sprechen. Schließlich dürfen sich schwächere SuS auch in komplexeren Unterrichtsphasen nicht benachteiligt und hilflos fühlen, während leistungsstarke SuS zu keinem Zeitpunkt unterfordert oder gar gelangweilt sein sollten.
Daher setzt die 1. Möglichkeit zur Differenzierung auch bereits in der 1. Arbeitsphase ein. Während das i.d.R. von den meisten SuS erreichte Leistungsniveau B vorsieht, dass diese die 2. Variable analog zur gemeinsam erstellten 1. Variable und ohne weitere Hilfestellung entwickeln, besteht für leistungsschwächere Kinder des Leistungsniveaus A die Möglichkeit der Abholung einer Tippkarte. Diese Tippkarte enthält noch einmal alle notwendigen Schritte zur Erstellung der 2. Variablen. Im Detail kann dieser kindgerechten Anleitung folglich entnommen werden, welche Bausteine in welcher Reihenfolge im Programm auszuwählen sind.
SuS, die in dieser Arbeitsphase besonders schnell und dennoch sorgfältig und korrekt arbeiten (Leistungsniveau C), erhalten die Zusatzaufgabe mit der Problemstellung: „Du hast dich aus Versehen verklickt und musst von vorne starten. Finde einen Weg, um von vorne zu beginnen.“
Ähnlich der 1. Arbeitsphase, steht es den SuS auch in der darauf folgenden 2. Arbeitsphase frei, nach Tippkarten zu bitten. Diesmal enthalten die Tippkarten jedoch keine konkrete Anleitung. Vielmehr handelt es sich um Briefumschläge, die die einzelnen zum Lösen der Aufgabenstellung notwendigen Bausteine enthalten. Damit, wie es in dieser Artikulationsphase das Ziel ist, den SuS dennoch genügend Freiraum in der Gestaltung des eigenen Programms bleibt, befinden sich Bausteine derselben Farbe/Kategorie in einem Briefumschlag. Die SuS können selbst entscheiden, für welchen Baustein sie sich innerhalb einer Farbgruppe entscheiden.
Die offene gelassene Gestaltung bei der Programm-Entwicklung in der 2. Arbeitsphase ermöglicht auch den Kindern des Leistungsniveaus B und C eine natürliche Differenzierung. Jene SuS bestimmen selbstständig über den Schwierigkeitsgrad, dem sie bei ihrem Programm gerecht werden wollen: Beschränken sie sich auf eine Variable oder erstellen sie zwei? Wie detailreich soll ihr Bühnenbild sein? Möchten sie das Ergebnis bis zum Zählschluss verbergen oder legen sie es von Anfang an offen dar? Der Gestaltungsmöglichkeit der einzelnen Kleingruppen sind an dieser Stelle keine Grenzen gesetzt. Diese Überlegung führt bereits zu einer weiteren Differenzierungsmöglichkeit in derselben Phase. Schließlich profitieren leistungsschwächere und –stärkere SuS nicht zuletzt auch von der Heterogenität der einzelnen Gruppenmitglieder. Da sich die Kleingruppen nach Zählinteressen und nicht etwa nach Leistungsniveau zusammen finden, bestehen die Gruppen aus Mitgliedern verschiedener Leistungsniveaus.