Begründung und Analyse der Selbstlerneinheit
Inhalt:
- Informatik in der Grundschule
- Selbstlerneinheit – Voraussetzungen, Kompetenzen, Beschreibung und didaktischer Kommentar
- Reflexion und Feedback
- Literatur
1. Informatik in der Grundschule
In sämtlichen Lebensbereichen, begegnen Grundschulkinder heute digitalen, symmedialen und anderen Medienformaten. So zeigt die KIM-Studie von 2018 dass Medien wie Smartphone, Tablet und Computer große Teile des Alltags und der Freizeitbeschäftigung von 6-13-jährigen Kindern prägt. Solche und andere computergestützte Medien basieren mitsamt ihren unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten auf informatischen Prozessen.
Solche Prozesse, im Sinne verschiedener Programmierungen, gelten somit als häufiger und fester Bestandteil nahezu aller Kindheiten. So kommen Kinder u.a. mit Apps, Spielen auf Smartphone oder Computer, Textverarbeitungsprogrammen, Navigationssystemen in den Autos ihrer Eltern oder mit digitalen Kalendern in Kontakt und nutzen diese mehr oder weniger aktiv. Jedoch kann behauptet werden, dass die zugrunde liegenden informatischen Inhalte und Prozesse zumeist von ihren (kindlichen) Nutzern nicht oder nur selten betrachtet, durchschaut oder hinterfragt werden. Um ein kritisches Medienverständnis sowie einen kompetenten und reflektierten Medienkonsum zu ermöglichen, bedarf es einer Thematisierung und aktiven Auseinandersetzung mit informatischen Inhalten, die bereits in der Grundschule beginnen (vgl. Humbert et al., 2019)
Während digitale Medien in den bundesweit geltenden Bildungsstandards verankert sind und somit deren unterrichtlicher Einsatz vorgeschrieben ist, fehlen zumeist innerhalb solcher Curricular Ausführungen zu den informatischen Grundbausteinen, die diesen digitalen Medienangeboten zugrunde liegen. Da wie zuvor erläutert „ein Blick über das reine Anwenden und Reproduzieren von Medienformaten“ in der Grundschule notwendig ist, wurden erste Schritte unternommen, verbindliche Kompetenzen bezüglich der Informatik zu etablieren. Diesbezüglich wurde vom saarländischen Ministerium ein Basiscurriculum entwickelt. Dieses beinhaltet u.a. für die Grundschule geltende Kompetenzen im Bereich Modellieren und Programmieren, die auf ein Erstellen und Verstehen einfacherer und bekannter, informatischer Prozesse fördern sollen.
Die genannten Entwicklungen bezüglich informatischer Bildung in der Primarstufe zielen größtenteils auf eine Integration digitaler Medien und auf eine Einbettung informatischer Themen und Handlungsweisen innerhalb verschiedener Fächer statt. Die nachfolgend beschriebene Lerneinheit greift diese Vorgabe auf und wurde als Beispiel für Verknüpfung mathematischen Wissens mit informatischen Handlungsweisen konzipiert. Bevor jedoch eine genauere Erläuterung dieser Selbstlerneinheit stattfindet, gilt es darauf hinzuweisen, dass in der Informatik-Didaktik nicht wenige Strömungen vorherrschen, die ein alleinstehendes und autonomes Fach „Informatik“ bzw. eine intensive Fokussierung informatischer Inhalte in der Grundschule fordern. Diesbezüglich kann u.a. die Dagstuhl-Erklärung von 2016 als Beispiel genannt werden.
Forderungen wie diese basieren auf der Deklarierung der Informatik als essentielle und wichtige Disziplin der Zukunft. Bereits heute bestimmen mediale und informatische Prozesse unzählige Gesellschaftsbereiche (Kommunikation, Datenspeicherung, Tabellenkalkulationen etc.) und Berufsfelder (Online-Bewerbungen, Kommunikation in Fachgebieten, Programme zur Erstellung von Dienstplänen und Bauplänen etc.); eine Entwicklung, die an Wichtigkeit und Häufigkeit zukünftig weiter zuzunehmen scheint.