Warum Informatik in der Primarstufe?

Als Grundlage für die Ausführungen in diesem Kapitel dienen die Entwurfsfassung „Kompetenzen für informatische Bildung im Primarbereich“ der Gesellschaft für Informatik (GI) e.V. (2018), die Strategie der Kultusministerkonferenz (KMK) „Bildung in der digitalen Welt“ (2016), sowie der Medienkomp@ss des Ministeriums für Bildung und Kultur Saarland (2018). 

Die Gestaltungsmöglichkeiten in der digitalen Welt sind eng mit der schulischen Vorbereitung darauf verbunden sind, ist die Ausbildung von Medienkompetenzen unbedingt erforderlich. Nicht nur im Hinblick auf den Bildungs- und Berufsweg spielen Medienkompetenzen eine Rolle. Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche und umfasst alle Altersstufen, weshalb die stetige  Weiterbildung zu lebenslangem Lernen führt. Die KMK verweist in ihrer Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ darauf, dass Lernen mit und über digitale Medien und Werkzeuge in der Primarstufe beginnen muss. Zum Bildungsauftrag gehört jedoch nicht nur die Entwicklung von Kompetenzen, sondern auch das Üben kritischer Reflexion. Das Ein- und Abschätzen von Gefahren in Verbindung mit der digitalen Welt darf nicht unterschätzt werden und bedarf der objektiven Betrachtung mit allen Vor- und Nachteilen. 

Da es für die Informatik in der Grundschule kein eigenes Curriculum bzw. keine gesonderte Unterrichtskapazität gibt, ist sie integrativer Bestandteil aller Fächer. Der Vorteil liegt hierbei in der Vielfalt der Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten, sowie in den Individualisierungs-möglichkeiten und in der zunehmenden Übernahme von Eigenverantwortung bei Lernprozessen. Bis zum Jahr 2021 soll sogar für jeden Schüler eine digitale Lernumgebung gewährleistet werden, die zu jeder Zeit Zugang zum Internet bietet. Im besten Fall lösen digitale Verfahren analoge nicht nur ab, sondern erschließen neue, spannend-anregende und motivierende Perspektiven. Aufgabe der Grundschule ist es, Informatik altersgerecht einzubetten, damit sie zur Allgemeinbildung und auch zur Bildung in Schule und Beruf beitragen kann. Fähigkeiten, Interessen und Neigungen der Kinder sind dabei aufzugreifen und mit den Anforderungen fachlichen und fachübergreifenden Lernens zu verbinden. Da in Deutschland keine Verpflichtung zum Besuch einer Kindertagesstätte oder ähnlichen vorschulischen Einrichtung besteht, stellt die Grundschule die erste gemeinsame Plattform für die Kinder dar. Vor allem weil nicht alle Kinder außerhalb des schulischen Rahmens Gelegenheit zur Nutzung von digitalen Medien haben, gehört es auch zur Chancengleichheit, notwendige Hilfsmittel auf Schulebene zur Verfügung zu stellen. Die von den Schülern entwickelten Kompetenzen sollten für den Bereich der Sekundarstufe anschlussfähig sein, damit ein durchgängiges Konzept Bestand haben kann. Die KMK legt an dieser Stelle sechs Kompetenzbereiche fest, die einen Orientierungsrahmen für die Medienbildung und gleichzeitig eine Basis zur Anknüpfung bieten:

Kompetenzbereich 1: Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren
Kompetenzbereich 2: Kommunizieren und Kooperieren
Kompetenzbereich 3: Produzieren und Präsentieren
Kompetenzbereich 4: Schützen und sicher Agieren
Kompetenzbereich 5: Problemlösen und Handeln
Kompetenzbereich 6: Analysieren und Reflektieren

In weiten Teilen finden sich die Bereiche beispielsweise im MEDIENKOMP@SS wieder, der saarländischen Schülern helfen soll, wichtige Dinge über Medien wie Computer oder Tablets zu erfahren und mit ihnen zu lernen. Weiterhin trägt der an diesen Kompetenzen orientierte Unterricht zum sachgerechten, zielgerichteten, sinnvollen und auch verantwortungsbewussten Einsatz digitaler Medien sowie Informatik-Systemen bei. Diese sind hierbei Medium, Werkzeug und Inhalt zugleich, was die Besonderheit des Lerngegenstandes deutlich hervorhebt. Für den Primarbereich wurden weiterhin neben den angestrebten Kompetenzen die, im Sekundarbereich bereits etablierten, Inhalts- und Prozessbereiche übertragen, um die bereits zuvor angesprochene Durchgängigkeit informatischer Bildung zu untermauern. Eng miteinander verzahnt, enthalten die Inhaltsbereiche immer auch mindestens eine prozessbezogene Dimension, während in den Prozessbereichen die Art der Auseinandersetzung verdeutlicht wird. Bezüglich des Inhaltes sind idealerweise lebensweltbezogene Beispiele zu wählen, an die in der Primarstufe häufig unkompliziert angeknüpft werden kann. Die Schüler können so auf ganz spielerische Art und Weise Wissen und Kompetenzen erwerben. Das Finden und Entdecken von Mustern bei Datenstrukturen und Algorithmen stehen im Fokus, einhergehend mit Ausprobieren und Beobachten. Über diese grundlegenden Vorgehensweisen können die Kinder zu systematischen Beobachtungen gelangen, Muster erkennen und auch Schlussfolgerungen ziehen. Wenn die Schüler in der Lage sind, informatikhaltige Situationen mittels Kompetenzen der Prozess- und Inhaltsbereiche zu bewältigen, liegt eine grundlegende informatische Bildung vor. Verbindliche Kompetenzerwartungen für die Grundschule wurden durch die Gesellschaft für Informatik festgehalten. Am Ende der vierten Klasse sollten die Schüler unter anderem Algorithmen mit den algorithmischen Grundbausteinen Anwendung, Sequenz, Wiederholung und Verzweigung entwerfen, realisieren, testen und darstellen, sowie Informatiksysteme programmieren können. 

Abschließend ist festzuhalten, dass die informatische Selbstkompetenz bereits in der Primarstufe gestärkt werden sollte. In der Auseinandersetzung mit altersgerechten informatischen Problemstellungen haben die Kinder die Chance, ihre Angst vor den komplexen Systemen zu verlieren und diese sogar selbst zu gestalten. Mit dem Ziel einer mündigen Teilhabe an unserer Gesellschaft darf die kompetente und selbstbestimmte Nutzung digitaler Medien heute nicht zu kurz kommen. 

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