Schreibaufgabe
Fabeln werden im Laufe der Zeit, aber auch von demselben Autor umgeschrieben, da es meist keine eindeutigen Lösungen für komplexe Konfliktsituationen gibt. In der Realität ändern sich Entscheidungs- und Handlungsspielräume von Personen. Auch wandeln sich die religiösen oder ethischen Standards, welches Verhalten als richtig und angemessen oder als falsch gilt. Manche Lehren überzeugen uns heute mehr, manche weniger.
Schreibe eine Fabel, die Du in der Unterrichtsreihe kennengelernt hast und deren Botschaft Dich nicht überzeugt, in eine Hypertextfiction mit mindestens einem alternativen Ende um. Zeige dem Leser Deiner interaktiven Geschichte, dass er das Schicksal seiner Figur in die Hand nehmen kann, dass er dabei aber auch auf Grenzen stoßen kann.
Wie wandle ich eine Fabel in eine spannende Hypertext-Fiktion um?
Schritt 1:
Entscheide Dich für eine Figur als Hauptfigur, aus deren Sicht Du die Lehre am Ende formulieren wirst.
Unterteile die Fabel, die Du als Ausgangsgeschichte gewählt hast, in Abschnitte. Dabei kannst Du dich an dem Aufbau der meisten Fabeln orientieren:
- Ausgangssituation
- Aktion
- Reaktion
- Ergebnis
Übertrage diese in Twine. Jeder der Sinnabschnitte ist eine eigene Passage.
Schritt 2:
Wähle eine der folgenden Varianten:
- Ergänze zufällige Ereignisse, durch die das unterlegene Tier doch noch sein Ziel erreicht oder keines der Tiere gewinnt. Ziehe aus jedem Ende eine Lehre und notiere sie als Schlusssätze. Beispiele für zufällige Ereignisse sind das Erscheinen eines Jägers oder mehrerer Artgenossen, ein Blitzeinschlag, eine Überschwemmung, vergiftetes Futter, der Fund eines nützlichen Gegenstands, …
- Wenn die Hauptfigur der Fabel aus Dummheit oder Eitelkeit verliert, überlege Dir, wie die Figur den Konflikt durch kluges oder listreiches Handeln gewinnt oder beide Figuren ein gutes Ende finden. Du kannst die Figur zuerst einen Gegenstand finden lassen, die ihr bei der Durchführung ihres Plans hilft. Lasse den Leser zwischen zwei (oder mehr) Handlungen der Hauptfigur wählen.
- Die Hauptfigur gerät in eine Parallelwelt, in der die typischen Rollen der Tiere nicht mehr gelten. Schreibe einen Ausgang des Konflikts, der in der „echten“ Fabelwelt so niemals möglich wäre. Anstatt einer Lehre formulierst Du die Gedanken der Hauptfigur über die Vor- und Nachteile ihrer neuen Rolle.
TIPPS:
- Du kannst – wie in den Fabeln – einen Er-/Sie-Erzähler wählen. Ein Du-Erzähler erzeugt jedoch eine stärkere Bindung zwischen dem Leser und „seiner“ Figur.
- Der Link sollte nicht zu viel verraten, das wäre für den Leser langweilig. Schreibe also nicht die Alternativen [[Jäger]] / [[kein Jäger]], sondern: Im Gebüsch raschelte es. [[Es klang nach menschlichen Schritten.]] / [[Es war nur der Wind, der heute besonders stark wehte.]].
- Zu Variante 3: Links, die am Anfang der Geschichte in die gewohnte oder verkehrte Fabelwelt führen, könnten z.B. so lauten: Der Durst trieb ein Lamm an einen Fluss. [[Doch es war unachtsam, und der Fluss riss das Lamm mit sich.]] /[[Auf der anderen Seite des Flusses stand ein Wolf]] Oder: Der Löwe schlenderte durch sein Königreich, da sah er einen Pfad, der ihm noch nie zuvor aufgefallen war. [[Er blieb auf dem Weg, den er kannte.]] / [[Er folgte dem schmalen Pfad ins Ungewisse.]]
Alternative Vorgehensweise:
Schreibe die Fabel mit Ich-Erzählern: Eine Version aus der Sicht des Tieres, das den Konflikt gewinnt, die andere Version aus der Sicht des Verlierers. Lasse den Leser am Anfang zwischen einer der Figuren wählen.
Schreibe die Fabel einmal auf Deutsch und einmal in einer anderen Sprache, die Du (auch) sprichst.